Rund 80 Prozent der Anteile an dem angeschlagenen Unternehmen aus Papenburg wollen der Bund und das Land Niedersachsen übernehmen - für 400 Millionen Euro, wie Olaf Lies in einer Regierungserklärung am Mittwoch ankündigte. Außerdem wolle das Land gemeinsam mit dem Bund Bürgschaften in Höhe von zwei Milliarden Euro gewähren, um eine Insolvenz der Werft abzuwenden
Staatshilfen für Unternehmen sind ja immer so eine Sache, oft problematisch (siehe Galeria/Kaufhof), aber zuweil auch notwendig oder sogar lukrativ.
Klingt für mich als Laie auf den ersten Blick nicht so schlecht von den Konditionen her: Zumindest gibt es ordentlich Unternehmensanteile und nicht nur die Bürgschaften. Aber der Artikel bietet ja auch im letzten Absatz die gegenteilige Einschätzung eines Ökonoms (der qualifizierter ist als ich).
So wie ich das Verstanden habe aus vorherigen Artikeln hat die Meyer Werft eigentlich recht gut gefüllte Auftragsbücher mit Kreuzfahrtschiffen, aber könnte auch als Werft für den Off-shore Wind Ausbau strategisch für die deutsche Wirtschaft relevant sein. Zumindest denke ich, dass wenn so eine Werft erstmal weg ist, kommt sie nicht wieder, auch wenn sich der Bedarf erhohlt.
Wenn da weiter in erster Linie Kreuzfahrtschiffe entstehen, würde ich das als klimaschädliche Subvention einstufen.
Habe hier die Bauliste der Werft auf Wikipedia gefunden. Sind in letzter Zeit in der Tat vor allem Kreuzfahrtschiffe, ab und zu sowas wie z.B. ein Forschungsschiff. Früher auch Containerschiffe oder Gastanker. Hat aber auch in der aktuellen Auftragsliste etwas für Windkraftanlagen (aber vor allem Kreuzfahrtschiffe).
würde ich das als klimaschädliche Subvention einstufen.
Kommt letztlich drauf an ob man denkt, dass sie eh gebaut würden und man dadurch wenigstens den Umsatz hier hat. Oder ob man die Meinung vertritt, dass der Kapazitätsverlust nicht irgendwo anders (z.B. in China) ausgeglichen würde.
Für den Wirtschaftsexperten Marcel Fratzscher ist die geplante staatliche Rettung der Meyer Werft schwer nachvollziehbar. Seiner Ansicht nach ist das Unternehmen nicht essenziell für Deutschland. Der Staat könne nicht anfangen, alle Unternehmen zu retten, die in eine Krise geraten, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin dem NDR. Der Wirtschaftswissenschaftler äußerte auch Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit der Meyer Werft. “Das, was wirklich besorgniserregend ist, ist, dass hier ein Unternehmen in Schieflage gekommen ist, aber überhaupt kein privater Investor sich beteiligen will, trotz dieser großzügigen staatlichen Garantien”, sagte er. “Das sollte eigentlich ein Alarmsignal an alle sein, dass dieses Unternehmen eigentlich so nicht nachhaltig aufgestellt ist.”
Ob es aber auch für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ein guter Tag war, darf man bezweifeln. Rund 400 Millionen Euro pumpen der Bund und das Land Niedersachsen in die Werft, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Plus Bürgschaften in Milliardenhöhe. Ob der Staat das Geld jemals zurückbekommen wird, ist ungewiss.
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Was aber nicht öffentlich diskutiert wurde, waren mögliche Alternativen zum Einstieg des Staates. Eine geordnete Insolvenz etwa, die Unternehmen durchaus die Möglichkeit bietet, sich für die Zukunft neu aufzustellen. Das Schreckgespenst der Massenarbeitslosigkeit wurde skizziert, um den staatlichen Einstieg als alternativlos darzustellen. Dabei herrscht in Deutschland nahezu Vollbeschäftigung, Fachkräfte werden branchenübergreifend händeringend gesucht.
Besonders schwer nachvollziehbar ist die Aussage der Politik, sie werde sich nach einigen Jahren wieder aus der Werft zurückziehen, das Ganze sei also nur ein Übergang. Wie soll das gehen? Was macht das Land, wenn die Lage der Werft in vier Jahren immer noch schwierig ist? Auch bei der Commerzbank wollte der Staat nur übergangsweise einsteigen, dieser Übergang dauert jetzt schon gut 15 Jahre.
Wie soll das gehen? Was macht das Land, wenn die Lage der Werft in vier Jahren immer noch schwierig ist?
In der Theorie soll das gehen, weil die Auftagsbücher gut gefüllt zu sein scheinen. Erst letztens hat Disney ja nochmal 3 Kreuzfahrtschiffe in Auftrag gegeben.
So kann man auch Verluste auf die Gemeinschaft umlegen.
Ich bin da hin und hergerissen: Einerseits ist die Meyer Werft einer der größten Arbeitgeber in der Region, andererseits hat sich die Führungsetage schon vor Jahren nach Luxemburg verlagert. Im Zuge der Staatshilfen soll diese nun wieder nach Deutschland gelegt werden.
Die Holding der Meyer Werft sitzt seit Jahren in Luxemburg. Dort braucht sie keinen Aufsichtsrat.
… und auch das lästige Steuern zahlen entfällt größtenteils. Vermutlich ist man seinerzeit nur wegen der traditionsreichen Expertise in der Schiffahrt nach Luxemburg gegangen. Außerdem hat Luxemburg einen der größten Tiefwasserhäfen der Welt /s.
Ich finde es schon etwas dreist, einerseits aus Steuervermeidung die Holding nach Luxemburg zu verlegen, und andererseits aber nach Staatshilfen zu fragen, mit der Drohung, Arbeitsplätze abzubauen, in der Hinterhand.
Zudem ist die Meyerwerft im Inland!
Die Größe der Schiffe, die dort gebaut werden können, ist durch die geografischen Gegebenheiten eingeschränkt. Die Schiffe können nur über die Ems überführt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Standort überhaupt langfristig zukunftsfähig ist, zumal die Tendenz ja zu immer größeren Schiffen geht.
Stimmt, immerhin wird der Firmensitz anscheinend wieder nach Deutschland zurück verlegt Quelle.
Ist aber natürlich trotzdem asozial wenn es gut läuft auszuwandern und dann wenn es schlecht läuft um Hilfe zu bitten.
Die Größe der Schiffe, die dort gebaut werden können, ist durch die geografischen Gegebenheiten eingeschränkt. Die Schiffe können nur über die Ems überführt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Standort überhaupt langfristig zukunftsfähig ist, zumal die Tendenz ja zu immer größeren Schiffen geht.
Das ist ein Punkt den ich noch nicht gehört habe, der aber erstmal durchaus logisch erscheint. Wobei es ja derzeit wohl für große Kreuzfahrtschiffe reicht.
In der Vergangenheit war es so, dass die Ems vor jeder Überführung (also wenn ein neues Schiff die Ems entlanggeführt wird) ausgebaggert wurde. Dieser Aufwand und Kostenfaktor würde entfallen, wenn die Werft direkt an der Küste wäre (z.B. in Emden angesiedelt).
der markt regelt
Wobei es “den Markt”, zumindest in seiner idealisierten Form, nichtmal im sehr viel kapitalistischeren Amerika gibt. Deswegen ist finde ich Staatsintervention nicht prinzipiell schlecht. Kommt halt drauf an, ob es sich hier eher um einen Fall von Galeria/Kaufhof handelt oder um sowas wie die tendenziell erfolgreichen Hermedeckungen
danke, das wußte ich nicht, ich les es mir gerade durch